FAU wird Fellow-Hochschule im Programm »Smart Qualifiziert: MINTplus – plusMINT«
Die beiden HTA-Departments Digital Humanities and Social Studies sowie Data Science waren mit ihrem Konzept STEM et HUMANITIES at FAU. G’scheid g’machd hält länger! erfolgreich im Programm »Smart Qualifiziert: MINTplus – plusMINT« von Stifterverband und Daimler-Fonds.
Interdisziplinäres Arbeiten von HSS- und MINT-Fächern ist Alltag. Die Digitalisierung als weit in die Conditio Humana hineinreichendes Totalphänomen führt dazu, dass (vermeintlich) sorgfältig getrennte Disziplinen zusammenarbeiten (müssen) um gemeinsam mit den Chancen und Herausforderungen der Datafizierung und Algorithmisierung umzugehen. Echte crossdisziplinäre Zusammenarbeit verursacht dabei hohe Transaktionskosten: Begriffe müssen ausgehandelt werden, wissenschaftliche Erkenntnisziele, Arbeitsweisen, Denkarten und Ergebnisformen divergieren. Hiervon sind auch Studierende und Promovierende in interdisziplinären Studiengängen und Arbeitsgruppen und dann später in gemischt-disziplinären beruflichen Teams betroffen. Es reicht dabei aber nicht, der jeweils anderen Seite vordergründig Naheliegendes oder akut Nützliches beizubringen, wie Programmieren lernen oder Ethik-Kurse besuchen. Es braucht etwas viel nachhaltiger Wirkendes: ein gegenseitiges Verständnis für die jeweilige Art zu denken, zu arbeiten, Probleme zu lösen oder zu benennen und die damit jeweils verbundenen Praktiken im Arbeitsprozess.
Wir zielen mit unserer Maßnahme des Verständnisunterrichts darauf ab, das gegenseitige Sich-schlau-Machen ambitionierter und nachhaltiger anzulegen: G’scheid g’machd hält länger! Anstelle von eher mikroskopisch wirkenden Maßnahmen in Form von Kursen zum Umgang mit Daten (Data Literacy) zielt unsere Maßnahme darauf ab, Denk- und Herangehensweisen zu vermitteln. Während z.B. die Informatik ein lösungs- und gestaltungsorientiertes Fach ist und in analysierbaren Anforderungen, Modellbildung und Implementierung denkt und arbeitet, agieren die hermeneutischen HSS-Fächer diskursorientiert und problematisierend. Während an Algorithmen u.a. die Anforderung gestellt wird, dass sie korrekt arbeiten, sind zahlreiche Probleme der sozialen Welt so beschaffen, dass die Korrektheit einer Lösung mangels allgemeinen Verständnisses davon, was als zulässige Lösung überhaupt gilt, objektiv gar nicht festgestellt werden kann.
Wir versprechen uns mit der Herangehensweise des Verständnisunterrichts, dass unsere Studierenden
- dazu beitragen können, dass der gesellschaftliche Diskurs über die »3 Unbekannten Digitalisierung, Daten und Algorithmen« differenzierter und im besten Sinne aufgeklärter geführt werden kann als dieses aktuell mit beiderseitig häufig laienhaften, verständnislosen, Dystopien oder Utopien erwartenden und damit polarisierenden Beiträgen der Fall ist.
- im Berufsleben als Intermediäre vermitteln zwischen den verschiedenen Welten, die jeweils be-rechtigte und sinnvolle Vorstellungen verfolgen: Technik gestalten um Probleme zu lösen, demgegenüber gesellschaftliche Bedenken auffangen oder Anforderungen an die Ausgestaltung von Institutionen formulieren.
Die Arbeit der Fellow-Hochschulen beginnt im September 2021.